Alle reden von Wohnungen… Wir auch!
Presseerklärung von SOZPÄDAL

... zum Fachtag „Soziale Wohnraumhilfen“ in Karlsruhe am Freitag, den 28.06.2019

Nach Schätzungen der BAG Wohnungslosenhilfe leben 860 000 Menschen in Deutschland ohne Wohnung in Notunterkünften, Obdachlosenheimen, prekären ungesicherten Mietverhältnissen und auf der Straße - seit 2014 ist dies ein Anstieg um ca. 150 %.

Das Bild der Städte verändert sich. Die Obdachlosen werden wieder sichtbar. Sie leben in Zelten, behelfen sich mit Decken und Planen und übernachten in Häuserecken und unter Brücken. Manchmal ist ihre Kleidung auffallend verschlissen, der gesamte Haushalt, bzw. das Lebensgepäck hängt am Fahrrad oder wird in Taschen mitgetragen. Wegen des auffälligen Äußeren oder des Verhaltens wird ihnen die Fähigkeit zu Wohnen abgesprochen.

Andere leben in Einfachstunterkünften, kommunalen Obdächern und im Winter in Notquartieren. Sie sind nicht zum ersten Mal ohne Wohnung. Wer lange in Unterkünften lebt, verliert die Hoffnung. Bereits junge Menschen werden wohnungslos. Sie übernachten bei Freunden so lange bis es nicht mehr geht, weil der Freund nicht mehr will oder der Vermieter abmahnt.

Durch die zunehmende Altersarmut geraten auch ältere Menschen in Gefahr die Wohnung nicht mehr bezahlen zu können und in eine unwürdige und beschämende Wohn- und Lebenssituation zu kommen. Selbst Familien sind zunehmend auf Hilfe angewiesen. In Baden-Württemberg leben nach Untersuchungen der GISS (Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung) 3000 Kinder in obdachlosenrechtlichen Unterbringungen.

Es ist für Menschen mit durchschnittlichem Einkommen schon schwer bezahlbaren Wohnraum zu finden, auch sie haben Angst vor Modernisierung und Eigenbedarfskündigungen.

Das Angebot an bezahlbarem Wohnraum ist völlig unzureichend, der Sozial­wohnungsbestand schrumpft ständig. Zusätzlich haben Kommunen, Bundesländer und der Bund eigene Wohnungsbestände an private Investoren verkauft. Damit haben sie bezahlbaren Wohnraum aus der Hand gegeben.

Die Zahl der Sozialwohnungen ist zum Jahresende 2017 um weitere 49 000 Wohnungen gesunken. (dpa vom 21.06.2019). Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren noch fortsetzen.

Der Bau neuer Sozialwohnungen kann den Verlust durch Bindungswegfall nicht ausgleichen. Der Wohnraum in den urbanen Zentren und wirtschaftlich prosperierenden Regionen wird sich durch den prognostizierten Bevölkerungsanstieg noch zusätzlich verknappen.

Die Chancen für wohnungslose Menschen passenden Wohnraum zu finden sind auf Grund mangelnder Solvenz und Stigmatisierung schon immer schwierig, bei der aktuellen Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt sinken sie auf nahezu Null. Das Recht auf eine Wohnung gilt aber für alle Menschen!

Da es sich auch perspektivisch nicht zeigt, dass eine Verbesserung der Situation auf dem Wohnungsmarkt eintreten wird, sind Träger der Wohnungslosenhilfe vermehrt dazu übergegangen, Wohnraum anzumieten, zu kaufen, zu bauen etc. und diese an wohnungslose Menschen zu vermieten. Sie bieten den Vermietern Garantien, bauen Wohnungen um, sanieren mit ihren Möglichkeiten. Um die Wohnung zu sichern und auch Menschen mit Unterstützungsbedarf zu einer Wohnung zu verhelfen, unterstützen, betreuen, begleiten Sozialarbeiter*innen die Mieter der Wohnungen. So nimmt man dem Vermieter die Sorge vor Mietverlusten und Schäden und hilft den Menschen in den Wohnungen.

So können dem Wohnungsmarkt möglichst langfristig Wohnungen entzogen und an Menschen vermietet werden, die sonst lange Zeit in Obdachlosenunterkünften ausharren müssen.

Am Freitag, den 28.06.2019 werden sich in Karlsruhe Soziale Wohnraumhilfen aus Bremen, Lüneburg, Hannover, Kassel, Darmstadt, Stuttgart und Karlsruhe mit Kolleg*innen und Teilnehmern aus den Bereichen der Politik und Verwaltung zu einem Austausch und Diskussionen über die Wohnraumversorgung wohnungsloser Menschen treffen.

Die Tagung wird von SOZPÄDAL E.V. in Kooperation mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) ausgerichtet.

Wir möchten Sie gerne zu einem Pressegespräch am Freitag, den 28.06.2019 um 9 Uhr in das Stephanienbad, Breite Srasse 49 A in 76135 Karlsruhe einladen und würden uns über Ihr Interesse freuen.

Ansprechpartner: Jörg Mauter, Tel. 0721/84089113 oder .

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